Eine Anleitung soll die „[…] Befähigung zur eigenständigen Bewältigung von Alltagssituationen durch die Vermittlung von Handlungskompetenzen […]“ (Büker, 2021, 38) vermitteln.
Der Begriff Anleitung wird für einen geplanten und reflektierten Lernprozess verwendet. Der Lernprozess verfolgt dabei zielgruppenspezifische Lehr- und Lernziele. Diese benötigen didaktische und methodische Entscheidungsprozesse. Zudem sind sie in der Regel mit Lernzielkontrollen verbunden. Dabei werden Instrumente zur Überprüfung der Lernfortschritte genutzt (vgl. Ewers, 2001, 6).
„Anleitung“ als Begriff wird nicht einheitlich verwendet und hat je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen (vgl. Ewers, 2001, 6). Im pflegewissenschaftlichen Kontext wird die Anleitung in zwei Zusammenhängen betrachtet: zum einen die Anleitung in der pflegerischen Aus-, Fort- und Weiterbildung, und zum anderen die Anleitung zum pflegerischen Leistungsangebot. Ersteres soll die berufliche Handlungskompetenz verbessern oder vertiefen. Die Anleitung als pflegerisches Leistungsangebot hingegen bezieht sich auf die Aneignung von alltagspraktischen Handlungskompetenzen zur Bewältigung von gesundheitsbezogenen Situationen und hat die Patient:innen oder Angehörige als Zielgruppe (vgl. ebd., 6). Die Praxisanleitung in der Pflegeausbildung übernimmt eine coaching-artige Rolle. Die Praxisanleiter:innen bedürfen einer berufspädagogischen Weiterbildung, um den Lernenden als Mentor:innen mit entsprechenden Fachkompetenzen anleiten zu können (vgl. Mamerow, 2021, 6ff.).
Meist wird eine Anleitung einzelfallbezogen durchgeführt. Dabei richtet sich die Anleitung auf Teilaspekte von speziellen Handlungsabläufen oder Wissensbereichen (vgl. Büker, 2021, 38).
Häufig wird der Begriff auch synonym zum Begriff Schulung genutzt, da beides geplante und reflektierte Lernprozesse sind (vgl. Büker, 2021, 37f.). Eine Schulung zeichnet sich durch eine geplante Lernerfahrung aus, die oft in Gruppen durchgeführt wird. Sie hat überprüfbare Lernziele und baut auf pädagogisch-didaktischen Erkenntnissen auf. Ziel ist es, eine Verhaltensänderung durch Wissen oder Fertigkeiten zu erreichen (vgl. ebd., 38). Eine Anleitung hingegen findet häufig einzelfallbezogen statt. Das Ziel hier ist, durch die Vermittlung von Handlungskompetenzen und Fertigkeiten die Alltagsbewältigung zu herbeizuführen. Dabei stehen in der Regel Teilaspekte wie Mobilisation von Pflegebedürftigen o.ä. im Vordergrund. Bei der Anleitung wird neben der Vermittlung von Fertigkeiten auch das entsprechend benötigte Wissen vermittelt (vgl. Büker, 2021, 38). Dagegen ist die Beratung eher ein Beziehungsprozess, in welchem eine Situation, die für die zu beratende Person aktuell nicht allein zu bewältigen ist, im Fokus steht. Die Beratung kann durch ein konkretes Problem initiiert werden, sonst können die Fragen/Ziele innerhalb der Beratung aufgedeckt werden (vgl. ebd. 39).
Während die Schulung und Anleitung sehr ähnlich sind, unterscheidet sich die Beratung stärker.
Büker, C. (2021). Pflegende Angehörige stärken: Information, Schulung und Beratung als Aufgaben der professionellen Pflege. 3. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Kohlhammer.
Ewers, M. (2001). Anleitung als Aufgabe der Pflege. Ergebnisse einer Literaturanalyse. Abgerufen am 28.04.2022 von https://uni-bielefeld.de/fakultaeten/gesundheitswissenschaften/ag/ipw/downloads/ipw-115.pdf
Mamerow, R. (2021). Praxisanleitung in der Pflege. 7. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.
Kocks, A. & Segmüller, T. (Hrsg.) (2019). Kollegiale Beratung im Pflegeteam. Implementieren – Durchführen – Qualität sichern. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Pallasch, W. & Hameyer, U. (2012). Lerncoaching. Theoretische Grundlagen und Praxisbeispiele zu einer didaktischen Herausforderung (Pädagogisches Training, 2. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
Schaeffer, D. & Schmidt-Kaehler, S. (Hrsg.) (2012). Lehrbuch Patientenberatung (Programmbereich Gesundheit, 2., vollst. überarb. und erw. Aufl.). Bern: Huber.
Schewior-Popp, S. (2013). Lernsituationen planen und gestalten. Handlungsorientierter Unterricht im Lernfeldkonzept. Stuttgart: Thieme.