Artikulation bezeichnet die Gliederung von Unterricht in Schritte, Phasen, Stufen und Abschnitte (vgl. Bonz, 2006, 332). Artikulationsschema ist entsprechend die Zusammenfassung der einzelnen Stufen oder Phasen des Unterrichtsablaufs (vgl. Grasedieck, 1979, 9).
Der Begriff der Artikulation geht auf das lateinische ‘articulatio’ zurück, was ‘Gliederung’ oder ‘Gegliedertheit’ bedeutet. Demzufolge bezeichnet Artikulation eine transparente Gliederung des Unterrichts in unterscheidbare Unterrichtsschritte. In einem Artikulationsschema, auch Stundenverlaufsplan genannt, werden die Unterrichtsschritte anschließend in einem festgelegten Format zusammengefasst. Die Schritte bilden den Verlauf der geplanten Stunde und stellen einen Lernprozess dar, der nach einem inneren Spannungsbogen aufgebaut ist (vgl. Scheuchenpflug, 2020, 1; Riegel, 2010, 174).
Ein tabellarisches Artikulationsschema beherbergt in seinen Zeilen die Unterrichtsschritte oder Unterrichtsphasen (Verlinkung) und in seinen Spalten die Aspekte, aus denen sich die Unterrichtsphasen zusammensetzen. Als grundlegende Aspekte werden neben der Nennung des Stundenthemas Aussagen über das Ziel, den Inhalt, die Methode (auch Handlungsmuster genannt), die Medien (oder sonstige Arbeits- und Hilfsmittel) und den Zeitbedarf der geplanten Unterrichtsphase angeführt (vgl. ebd.). Auch die Nennung der Sozialform findet sich häufig wieder (Plenum, Einzelarbeit, Tandemgespräch/Partnerarbeit, Einzelarbeit; vgl. Meyer, 2014, 109). Vor allem für Artikulationsschemata in der beruflichen Bildung ist auch die Nennung der zu fördernden Kompetenzen von Belang (vgl. Becker, 2020, 380). Unter Unterrichtsphasen können Kategorien wie Stundeneröffnung, Arbeitsplanung, Vertiefung, Ergebnissicherung u.a. verstanden werden (vgl. Meyer, 2014, 109).
Ein Artikulationsschema kann als das Ergebnis der planerischen Überlegungen der Lehrkraft auf den Ebenen der Sachanalyse (Verlinkung) (im Hinblick auf den Unterrichtsgegenstand) und der Didaktischen Analyse (Verlinkung) (im Hinblick auf die Lernwege der Schüler:innen) verstanden werden (vgl. Scheuchenpflug, 2020, 1). Somit ist es möglich, die Unterrichtsplanung einer Lehrkraft als Außenstehende:r zu prüfen. Die Lehrkraft selbst profitiert von der Erstellung des Artikulationsschemas: es wird ein Überblick über die zu organisierenden Medien und Ressourcen geschaffen, die Unterrichtsschritte können innerhalb des Unterrichts transparent kundgegeben werden und im Anschluss kann der gehaltene Unterricht durch die Lehrkraft zielgerichtet evaluiert werden (vgl. Riegel, 2010, 176). In der folgenden Grafik soll der Prozess der Erstellung eines Artikulationsschemas veranschaulicht werden:
Das Artikulationsschema mag bei jeder Lehrkraft abgewandelt strukturiert sein, doch die zugrundeliegende Lerntheorie verleiht dem Verlaufsplan eine feste konzeptionelle Orientierung. Zu diesen gehören z.B. das Artikulationsschema von Grell & Grell, welches auf ihrem Konzept der Unterrichtsphasen basiert (vgl. Grell & Grell, 2010, 103ff.), oder nach Roth, welches auf seine Stufen des Lernens zurückgeht (Roth, 1976, 222ff.).
Becker, M. (2020). Didaktik und Methodik der schulischen Berufsbildung. In: Arnold, R., Lipsmeier, A., Rohs, M. (eds) Handbuch Berufsbildung. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19312-6_3
Bonz, B. (2006). Methoden in der schulischen Berufsbildung. In: Arnold, R., Lipsmeier, A. (eds) Handbuch der Berufsbildung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90622-5_20
Grasedieck, D. (1979). Theorien und ihre Anwendung auf Hausaufgabenstellungen. In: Lernzielorientierte Hausaufgaben im Unterrichtsfach Technik in den berufsbildenden Schulen (Sekundarstufe II). Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 2900. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87838-0_2
Grell, J. & Grell, M. (2010). Unterrichtsrezepte (12. Auflage). Beltz. Abgerufen von https://content-select.com/media/moz_viewer/519cc18e-04b8-4b40-8305-253e5dbbeaba/language:de am 30.01.2023.
Meyer, H. (2014). Leitfaden Unterrichtsvorbereitung (7. Auflage). Berlin: Cornelsen.
Riegel, U. (2010). Religionsunterricht planen. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag. Abgerufen von https://content-select.com/de/portal/media/view/517a5340-4424-4560-b2d3-1b855dbbeaba?forceauth=1 am 26.01.2023.
Roth, K. (1976). Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens (10. Auflage). Hermann Schroedel Verlag.
Scheuchenplug, P. (2020) Artikulationsschemata. In: Wissenschaftlich Religionspädagogisches Lexikon im Internet (www.wirelex.de). Abgerufen von http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/200764/ am 26.01.2023.
Fehrmann, R. (2019). Unterrichtsplanung – Eine Einführung [Vorlesungsfolien]. Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Abgerufen von https://www.uni-muenster.de/Lernroboter/manuellefreigabedaten/vortraege/2019.11_Fehrmann_Unterrichtsplanung.pdf am 26.01.2023.
Jäggle, G. (o.J.) Unterrichtsphasen nach Jochen Grell (Überblick). SE: Fachdidaktik – Fächerbündel. Abgerufen von https://phoodle.phwien.ac.at/pluginfile.php/298187/mod_resource/content/1/7_Phasen%20nach%20Grell.pdf am 30.01.2023.
Rosenbach, M. (2008). Sechs Schritte. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Berlin. Abgerufen von https://aseminar.schule.de/struktur/sechslern.htm am 30.01.2023.