Care Work (dt. Sorgearbeit) umschließt alle Arbeiten zur Alltagsversorgung und Daseinsvorsorge (vgl. Häußler, 2019, 42). Es handelt sich hierbei einerseits um personenbezogene Dienstleistungsberufe (Verlinkung) in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Ernährung, Hauswirtschaft, Soziale Arbeit und Sozialpädagogik, als auch um unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit für Personen, Hausarbeit und Ehrenamt (vgl. Klünder, 2016, 5).
Sowohl in der Alltagssprache als auch in der wissenschaftlichen Literatur finden sich zahlreiche Begriffe für Care Work: Personenbezogene Dienstleistungsberufe (Verlinkung), Care-Berufe, Haus-, Haushalts-, Reproduktions-, Familien-, Alltags-, Care- oder Sorgearbeit (vgl. Häußler, 2019, 42). Care Work ist ein international frequent verwendeter Begriff, wodurch er auch im deutschen Raum zunehmend beliebter wird und gemeinsam mit der Übersetzung ‘Sorgearbeit’ den bisherigen Begriff der ‘Reproduktionsarbeit’ ablöste. ‘Reproduktionsarbeit’ richtet sich ausdrücklich auf die Funktion der Wiederherstellung der Erwerbsarbeitskraft; Care Work hingegen betont mehr sowohl den Inhalt und die Funktion der Arbeit als auch die „Fürsorge“ und den Beziehungsaspekt (vgl. Häußler, 2019, 42; vgl. Bartsch & Stilz, 2021, 189). Der entsprechende Wirtschaftssektor ist der Care Sektor: dazu gehören die Berufsfelder Gesundheit, Pflege und Altenpflege, Ernährung und Hauswirtschaft, soziale Arbeit und Sozialpädagogik.
Care-Arbeit kann einerseits bezahlt oder unbezahlt, andererseits direkt oder indirekt erfolgen. “Unbezahlte Care-Arbeit beinhaltet alle unbezahlten Tätigkeiten, die für einen Haushalt und seine Mitglieder zur Verfügung gestellt werden und essentiell für die Gesundheit, das Wohlbefinden, die Pflege und den Schutz für jemanden oder etwas sind” (Klünder, 2016, 5). Direkte Care-Arbeit umfasst alle direkt auf Pflege bezogene Tätigkeiten, wohingegen indirekte Care-Arbeit Hauswirtschafts- und andere Versorgungsdienstleistungen einschließt (vgl. Meier-Gräwe, 2015, 21). Das Ziel der Pflege ist es, für den pflegebedürftigen Menschen Alltagskompetenz zu erhalten oder wiederherzustellen, sodass der Mensch schlussendlich in seinen Aktivitäten wieder unabhängig wird (vgl. Kocks & Segmüller, 2019, 28).
Care-Arbeit ist lebensnotwendig, da alle Menschen im Laufe ihres Lebens auf Fürsorge und Versorgung angewiesen sind, und personenbezogen. Unbezahlte Care-Arbeit ist in der Regel eng in Haushalts- und Familienkontexte eingebunden und auf das direkte soziale Umfeld bezogen, wobei die Beziehungen asymmetrisch sind, da die Arbeit nicht auf Gegenseitigkeit beruht (z.B. in der Kindererziehung oder der Pflege von Älteren) (vgl. Häußler, 2019, 43).
Durch die besonderen Merkmale von Care-Arbeit ist sie schwer quantifizierbar und der ‘Mental Load’ (dt. psychische Belastung), der durch die Verantwortung für die Alltagsarbeit entsteht, ist kaum erfassbar. Im professionellen Bereich wird der Belastung mit Maßnahmen wie der kollegialen Beratung unter den Pflegenden entgegengewirkt (vgl. Kocks & Segmüller, 2019, IX); im unbezahlten Bereich gibt es seit Jahren Bestrebungen, Anerkennung für Sorgearbeit und Ausgleich zwischen den Geschlechtern zu schaffen (vgl. Klünder, 2016, 5).
Bartsch, S. & Stilz, M. (2021). Verantwortlich entscheiden (lassen) – Smarte Haushaltstechnologien als Anlass, über eine zukunftsfähige Verbraucherbildung nachzudenken. In: Friese, M., Jenewein, K., Seeber, S. & Spöttl, G. (Hrsg.). (2021). Care Work 4.0. Digitalisierung in der beruflichen & akademischen Bildung für personenbezogene Dienstleistungsberufe. Berufsbildung, Arbeit und Innovation, Bd. 58. Bielefeld: wbv Publikation.
Häußler, A. (2019). Who cares? Sorgearbeit als individuelle Aufgabe und gesellschaftliche Herausforderung. HiBiFo 2/2019, 41–53.
Klünder, N. (2016). Differenzierte Ermittlung des Gender Care Gap auf Basis der repräsentativen Zeitverwendungsdaten 2012/2013. Expertise zum Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Berlin. Abgerufen von https://www.gleichstellungsbericht.de/kontext/controllers/document.php/30.b/a/f83f36.pdf am 09.03.2023.
Kocks, A. & Segmüller, T. (Hrsg.). (2019). Kollegiale Beratung im Pflegeteam. Implementieren – Durchführen – Qualität sichern. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg. Abgerufen unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/kxp/detail.action?docID=5602875 am 09.03.2023.
Meier-Gräwe, U. (2015). Die Arbeit des Alltags. Wiesbaden: Springer VS.
BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) (2017). „Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“. Berlin. Abgerufen von https://www.bmfsfj.de/resource/blob/122398/51b4d41d23dcf739208c667cc7681dd1/zweiter-gleichstellungsbericht-der-bundesregierung-eine-zusammenfassung-data.pdf am 09.03.2023.
Braches-Chyrek, R. & Friese, M. (2023). Care Work in der gesellschaftlichen Transformation: Beschäftigung, Bildung, Fachdidaktik. wbv Media GmbH & Company KG.