Digitalkompetenz

Kurzdefinition

Digitalkompetenz ist der selbstbestimmte, reflektierte und kreative Gebrauch von Informations- und Kommunikationstechnologien für Erfüllung von Aufgaben, Problemlösung und Aneignung weiterer Kompetenzen und informationstechnischen Wissens. Sie gehört zu den sogenannten 21st Century Skills, welche allen Bürger:innen im Sinne ihres Interesses an aktiver Beteiligung am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben nahegelegt werden (vgl. Ferrari, 2012, 1).

Beschreibung

Das Konzept Digitalkompetenz geht aus dem ihm zugrundeliegenden Begriff Medienkompetenz hervor, der auf Dieter Baacke und den daraus entstandenen medienpsychologischen und medienpädagogischen Diskurs um selbstbestimmte und verantwortliche Mediennutzung zurückgeht (vgl. Baacke, 2001 nach Sander et al., 2008, 15). Medienkompetenz bezieht sich jedoch sowohl auf klassische Massenmedien (Funkmedien: Radio, Fernsehen; Printmedien: Zeitung, Buch; Bild- und Tonträgermedien: Kino, CD)  als auch auf neue Medien (vgl. Trepte, 2008, 102). Letztere sind Gegenstand der Digitalkompetenz: Dazu zählen u.a. Software-Programme, digitale Fotos, digitale Videos, digitale Audiodateien, Video-Spiele, Internet-Webseiten, soziale Medien, eBooks und elektronische Datenbanken.

Um die konkreten Fähigkeiten zu prüfen, die unter dem Begriff Digitalkompetenz zusammengefasst werden, kann der europäische Referenzrahmen DigComp 2.1 verwendet werden (vgl. Carretero Gomez et al., 2017). Dieser beinhaltet:

  • Informations- und Datenkompetenz: Umgang mit Informationen und Daten, Beurteilung der Quellen und Inhalte nach Relevanz, adäquate Verwaltung der gespeicherten Inhalte.
  • Kommunikations- und Kooperationskompetenz: Interaktion und Kollaboration durch öffentliche und private Dienste, Verwaltung der eigenen digitalen Identität.
  • Entwicklungs- und Gestaltungskompetenz: Erstellung von digitalen Inhalten, Umgang mit Urheberrechten, Gestaltung verständlicher Anweisungen für ein Computersystem.
  • Sicherheitskompetenz: Schutz der persönlichen Daten und Privatsphäre in digitalen Räumen, Einsatz von digitalen Technologien für soziales Wohl, Wissen über Auswirkungen digitaler Technologien auf die Umwelt.
  • Problemlösekompetenz: Identifikation und Lösung von Problemen in digitalen Räumen, Einsatz von digitalen Tools für Innovation von Prozessen, Verständnis von neuen Fortschritten in der digitalen Entwicklung.
  • Analyse- und Reflexionskompetenz: Kritische Reflektion über Medienangebote und eigenes digitales Verhalten, selbstbestimmte und selbstregulierte Nutzung der Medien.

Da es für Mediennutzer:innen durch die fortschreitende Digitalisierung einfacher denn je ist, Teil öffentlicher Kommunikation zu sein, ist es von Belang, die oben genannten Digitalkompetenzen in schulische, berufliche und universitäre Bildung einzubeziehen. Um Digitalkompetenzen bei den Schüler:innen und Studierenden anzubahnen, sollten Lehrpersonen ebenso über diese verfügen und zusätzlich mediendidaktische Kompetenz innehaben. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Qualität der Lehrmedieninhalte ist erwünscht (vgl. Härtel et al., 2018, 56). Die didaktische Herausforderung liegt “im beruflichen Bereich darin, a) die digitalen Aspekte der Handlungsfelder zu antizipieren, b) zum Gegenstand der Lernprozesse im Studium zu machen und c) gleichzeitig die digitalen Medien für die Gestaltung der hochschulischen Lernsituationen zu nutzen, um Elemente der Digitalkompetenz aufzubauen” (Walkenhorst & Herzig, 2021, 41). Dadurch soll ein roter Faden der Digitalkompetenzvermittlung gewährleistet werden, von der Lehrer:innenbildung bis über die Vertiefung im Vorbereitungsdienst, Anwendung in der Tätigkeit als Lehrkraft und zum Transfer in der Arbeit im jeweiligen Handlungsfeld durch die Auszubildenden.

Verwendete Quellen

Baacke, D. (2001). Medienkompetenz als pädagogisches Konzept. In: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) (Hrsg.): Medienkompetenz in Theorie und Praxis. Broschüre im Rahmen des Projekts „Mediageneration – kompetent in die Medienzukunft (gefördert durch das BMFSFJ).

Carretero Gomez, S., Vuorikari, R. & Punie, Y. (2017). DigComp 2.1: The Digital Competence framework for citizens with eight proficiency levels and examples of use. Luxembourg: Publications Office of the European Union. DOI: 10.2760/38842.

Ferrari, A. (2012). Digital Competence in Practice: An Analysis of Frameworks. Luxembourg: European Commission.

Härtel, M. et al. (2018). Digitale Medien in der betrieblichen Berufsbildung: Medienaneignung und Mediennutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal. Wissenschaftliche Diskussionspapiere. No. 196. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0035-0750-8

Sander, U., Gross, V. F., & Hugger, K. (2008). Handbuch Medienpädagogik. Springer VS.

Trepte, S. (2008). Medienkompetenz. Medienpsychologie. Schlüsselbegriffe und Konzepte. München: Kohlhammer Verlag.Abgerufen von https://www.researchgate.net/publication/215640116_Medienkompetenz am 04.10.2022.

Walkenhorst, U. & Herzig, T. (2021). Entwicklung von Digitalkompetenz in der beruflichen Lehrer_innenbildung. In M. Friese (Hrsg.), Care Work 4.0. Digitalisierung in der beruflichen und akademischen Bildung für personenbezogene Dienstleistungsberufe (Berufsbildung, Arbeit und Innovation, Bd. 58, S. 31–44)

Weiterführende Literatur

Initiative D21 (2021). Digital Skills Gap: So (unterschiedlich) digital kompetent ist die deutsche Bevölkerung : Eine Sonderstudie zum D21-Digital-Index 2020/2021. Abgerufen von https://initiatived21.de/app/uploads/2021/08/digital-skills-gap_so-unterschiedlich-digital-kompetent-ist-die-deutsche-bevlkerung.pdf am 04.10.2022

Treumann, K. P., & Burkatzki, E. (2003). Das Bielefelder Medienkompetenz-Modell. Medienwissenschaft Schweiz, Heft 2. Abgerufen von https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sco-002:2003:0::226 am 04.10.2022.

Skov, A. (o. D.). Das digitale Kompetenzrad. Center for Digital Dannelse. Abgerufen von digitale-kompetenzrad.de/digitale-kompetenzrad/front/what-is-digital-competence/ am 06.12.2022.