Lernortkooperation bezeichnet die Zusammenarbeit der Akteure an unterschiedlichen Lernorten (Berufsschule, Ausbildungsbetrieben und überbetrieblichen Bildungsstätten der Kammern) (Verlinkung Begriff Lernort), welche in Form von Subsystemen im Zuge des Dualen Systems (Verlinkung Duales System) zusammenwirken (vgl. Euler, 2004, 12).
Im Sinne der Lernortkooperation gilt es, gemeinsame Verbindlichkeiten, pädagogische Ziele und Inhalte zwischen den verschiedenen Lernorten abzustimmen und zu verfolgen. Die Kooperationen beziehen sich auf verschiedene Ebenen: gesellschaftlich-institutionell, strukturell-organisatorisch und personell (vgl. Dehnbostel, 2002, 364). Lernortkooperation erfordert eine pädagogische, didaktisch-methodische und organisatorische Zusammenarbeit des Bildungspersonals (Ausbilder:innen, Weiterbilder:innen, Lehrer:innen und Lern- bzw. Prozessbegleiter:innen) an verschiedenen Lernorten (vgl. ebd., 365). Vorteile der Lernortkooperationen stellen die unmittelbare Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Lernorten sowie der pädagogischen Orientierung der Lernprozesse dar, wodurch in der beruflichen Bildung dem Verhältnis von Erfahrungslernen und intentionalem bzw. organisiertem Lernen eine besondere Bedeutung zukommt (vgl. Dehnbostel, 1996, 19 f.; Gonon, 2000). Das Lernen wird sowohl lernortspezifisch als auch in der Kooperation zwischen den Lernorten gestaltet. Das Spektrum möglicher Kooperationsaktivitäten erstreckt sich über gegenseitiges Informieren über die organisatorische und didaktisch-methodische Abstimmung bis zum gemeinsamen Erarbeiten von Materialien (vgl. Dehnbostel, 2002, 365). Die Lernortkooperation besteht im dualen System überwiegend zwischen Schule und Betrieb. Nachgeordnet findet ebenfalls eine Kooperation zwischen Schule, Betrieb und überbetrieblichen Ausbildungsstätten statt. Bei den Lernorten Betrieb und Berufsschule handelt es sich um unterschiedliche Systeme. Der Lernort Betrieb ist einerseits auf die ökonomischen und qualifikatorischen Ansprüche der Arbeitswelt und der Lernort Schule ist andererseits auf öffentliche Bildungsstandards und bildungstheoretische Orientierungen gerichtet (vgl. ebd., 365 f.).
Als zentrale Zielperspektive der Lernortkooperation kann die effektive und effiziente Förderung der beruflichen Handlungskompetenz sowie die dazu erforderliche Lernunterstützung der Auszubildenden bezeichnet werden (vgl. Beicht et al., 2009, 4). Darüber hinaus werden weitere Ziele verfolgt. Dazu gehören die gegenseitige Fortbildung der Ausbilder:innen und Lehrkräfte (sowohl fachlich als auch didaktisch-methodisch), der effiziente Einsatz bestehender Ressourcen (z. B. durch Vermeidung einer Doppelvermittlung von Ausbildungsinhalten in den Lernorten Schule und Betrieb), die (erneute) Heranführung der Lehrkräfte an die aktuelle betriebliche Praxis, die Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung sowie die Orientierung beruflicher Erstausbildungen am regionalen Qualifizierungsbedarf (vgl. Bau, 2004, 134 ff.).
Bau, H. (2004). Bildungspolitische Ziele und Erwartungen des zur Lernortkooperation in der beruflichen Bildung. In: Euler, D. (Hrsg.). Handbuch der Lernortkooperation. Band 1: theoretische Fundierung. Bielefeld: Bertelsmann, 134-151.
Beicht, U./ Krewerth, A./ Eberhard, V. & Granato, M. (2009). Viel Licht – aber auch Schatten. Qualität dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung.
Dehnbostel, P. (1996). Lernorte in der Berufsbildung – Konzeptionelle Erweiterungen in der Modellversuchsreihe „Dezentrales Lernen“. In: Dehnbostel, P./ Holz, H. & Novak, H. (Hrsg.). Neue Lernorte und Lernortkombinationen – Erfahrungen und Erkenntnisse aus dezentralen Berufsbildungskonzepten. Bielefeld: Bertelsmann, S. 9-23.
Dehnbostel, Peter (2002). Bilanz und Perspektiv der Lernortforschung in der beruflichen Bildung. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 48, Heft 3, S.356-377.
Deutscher Bildungsrat/Empfehlungen der Bildungskommission (1974). Zur Neuordnung der Sekundarstufe II. Konzept für eine Verbindung von allgemeinem und beruflichem Lernen. Bonn: Klett.
Euler, D. (2004). Handbuch der Lernortkooperation. Band 1: theoretische Fundierung. Bielefeld: Bertelsmann.
Gonon, Ph. (2000). Ein evaluativer Blick auf die Lernortforschung. In: Dehnbostel, P. & Novak, H. (Hrsg.): Arbeits- und erfahrungsorientierte Lernkonzepte. Bielefeld: Bertelsmann, S.135-145.
Pätzold, G. (1991). Lernortkooperation – pädagogische Perspektive für Schule und Betrieb. In: Kölner Zeitschrift für „Wirtschaft und Pädagogik“. Band 6, Heft 11, S. 37-49.
Pätzold, G. (1991). Lernortkooperation. Berufspädagogische Begründung, Stand und Entwicklungsperspektiven. In: Die berufsbildende Schule. Band 43, Heft 4, S. 216-229.