„Online Lehre besteht aus Lehr- und Lernaktivitäten, die vollständig online durchführbar sind” (vgl. Entner et al., 2021, 30).
Online Lehre, auch Digitale Lehre oder eLearning genannt (die letztere Bezeichnung ist durch Marketing geprägt, vgl. Arnold & Lermen, 2006, 65), umfasst online stattfindende Lehr- und Lernaktivitäten. Aus der Definition des Begriffs geht nicht hervor, ob die Lehre synchron (Verlinkung) oder asynchron (Verlinkung) stattfindet. Zu Online-Lehre-Formaten gehören u.a. (interaktive) E-Learning Kurse, E-Trainings, E-Tutoring, MOOC (Verlinkung) und Blended-Learning(Verlinkung)-Blöcke. Als angestrebte Ziele der Online Lehre verstehen sich die Zugänglichkeit für eine größere Menge Lernender, Anpassung an individuelle Bedürfnisse, Kosteneinsparung und Komfortabilität im Zugang.
Die Entscheidung für Online Lehre lässt sich im Rahmen der folgenden drei Prinzipien treffen (vgl. Arnold & Lermen, 2006, 25):
- Reduzierung überflüssiger Präsenzlehre. Wie viel Präsenzlernen wird in dem jeweiligen Kontext benötigt und welche überflüssigen Formen des Präsenzlernens können durch nachhaltigere Lernformen ersetzt werden?
- Methodenorientierte Ausbildung. Sind die Lernenden in der Lage dazu, selbstgesteuert zu lernen und wie kann die Lehrinstitution die notwendigen Methodenkompetenzen zum Selbstlernen fördern?
- Lernarrangementorientierung. Wie kann das notwendige Wissen so gestaltet und zugänglich gemacht werden, dass es von den Lernenden im Selbststudium angeeignet werden kann?
Obwohl Online Lehre anfänglich, den technologischen Bedingungen geschuldet, als reiner Korrespondenzunterricht gestaltet wurde, bei dem Lernende sich durch die Auseinandersetzung mit speziell aufbereiteten Unterrichtsmaterialien Wissen aneignen und über Einsendeaufgaben Rückmeldungen bekommen sollten, besteht mittlerweile eine breitere Kategorisierung (vgl. Baumgartner, 2011, 278). Zur Lerninhaltsvermittlung kann Online Lehre in synchroner Ausführung Gebrauch von eben angeführten Livestreams oder Videokonferenzen machen (über Plattformen wie BigBlueButton oder Zoom, siehe Hybride Lehre (Verlinkung)) und in asynchroner Ausführung von Videoaufnahmen, (vertonten) Präsentationsfolien, Podcasts, Skripten und Texten. Die folgende Darstellung ist eine ausführlichere Auflistung von Elementen der Lerninhaltsvermittlung und Kommunikation in Online Lehre:
Element | Beschreibung |
Audiokonferenz/Videkonferenz | Lernende eignen sich in mündlicher Kommunikation, die über Telefon oder Internet übertragen wird, Wissen an. |
Chat | Lernende eignen sich über schriftliche Kommunikation in einem internet-basierten Chat-Raum Wissen an. |
Lernende eignen sich über asynchrone E-Mail-Kommunikation Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. | |
E-Portfolio | Lernende eignen sich durch die Zusammenstellung von Artefakten (Texte, Dokumente, Bilder, Tondateien usw.) Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Forum | Lernende eignen sich über internet-basierte Diskussionsforen Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Lernplattform | Lernende eignen sich durch (meistens) asynchrone Aktivitäten, die über eine internet-basierte Lernplattform organisiert werden, Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Podcast | Lernende eignen sich durch das Anhören von Tondateien, die über das Internet übertragen werden, Wissen an. |
Videocast | Lernende eignen sich durch das Anschauen von Filmdateien, die über das Internet übertragen werden, Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Virtuelles Klassenzimmer | Lernende eignen sich über synchrone Aktivitäten, die in einem internet-basierten virtuellen Klassenzimmer durchgeführt werden, Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Weblog | Lernende eignen sich durch chronologisch (und manchmal auch sachlich) geordnete Einträge auf eigenen Webseiten Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Webseite | Lernende eignen sich durch das Aufsuchen und Lesen von hypermedialen Webseiten Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
WikiWeb | Lernende eignen sich durch kooperatives Bearbeiten von vernetzten Webseiten Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen an. |
Zu den Vorteilen der Online-Lehre zählt, dass die Präsenzlehre und das Selbststudium der Lernenden durch den Zugriff auf digitale Lernobjekte bereichert und die Aktualität und der Umfang der Lehrinhalte gesteigert werden können. Ferner kann die Betreuung der Lernenden in den Phasen zwischen Lehrveranstaltungen verbessert und durch computergestützte Kommunikationsmethoden unterstützt werden. Somit können die Chancen für Lernende, deren Teilnahme am Präsenzstudium durch persönliche Umstände eingeschränkt wird, verbessert werden (vgl. Schulmeister, 2006, 3f.). Diese zeitliche und örtliche Flexibilität bietet ein großes Potential für die Berufs- und Erwachsenenbildung.
Online Lehre setzt sowohl Medien– bzw. Digitalkompetenz (Verlinkung) voraus, als auch seitens Lehrender medienpädagogische und mediendidaktische (Verlinkung) Kompetenz. “Medienpädagogische Kompetenz erfordert – über Medienkompetenz hinaus- das Vermögen, Lernbedingungen zu schaffen bzw. Lernprozesse anzuregen und zu unterstützen, die dazu führen, dass die Schüler[:innen] Medienkompetenz erwerben” (Tulodziecki, 2001, 200). Aus mediendidaktischer Sicht sei es für Lehrende wichtig, geeignete Alternativen zu Funktionen aus der Präsenzlehre wie z.B. das Stärken der sozialen Eingebundenheit durch Kleingruppenarbeit, systematische Kollaboration, Schaffen von gemeinsamen Erlebnissen und das Stärken des Kontakts zwischen Lehrenden und Lernenden zu finden (vgl. Entner et al., 2021, 30f.). Eine eigene Online Lehre Didaktik sei laut dem Großteil der Literatur nicht notwendig, da die Fragen, die sich bei der Nutzung neuer Medien in Lehr-Lernprozessen stellen, lediglich eine Erweiterung und Einbettung in die bereits vorhandenen didaktischen Prinzipien benötige (vgl. Arnold & Lermen, 2006, 12ff; siehe Mediendidaktik (Verlinkung)).
Jedoch steht ein Aspekt bei der Online Lehre stärker im Vordergrund als bei der Präsenzlehre: der des selbstgesteuerten Lernens. Dem kommt durch die Abwesenheit der räumlichen Zusammenkunft eine neue Bedeutung zu. Damit geht die Individualisierbarkeit des Lernprozesses einher, was wiederum für die Gestaltung der Lernmaterialien bedeutet, dass sie über vielfältige Vertiefungs- und Anwendungsmöglichkeiten verfügen sollten (ebd., 19).
Arnold, R. & Lermen, M. (Hrsg.) (2006). eLearning-Didaktik. Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 48. Schneider Hohengehren.
Entner, C., Fleischmann, A. & Strasser, A. (2021). Hochschullehre im digitalen Wandel:
Überlegungen zur didaktischen Gestaltung von Präsenz- und Onlinelehre. In: Berendt, B., Szczyrba, B., Voss, H., & Wildt, J. (2021). Neues Handbuch Hochschullehre: Lehren und Lernen effizient gestalten. Ausgabe Nr. 100. Raabe, J Stuttgart.
Reinmann, G. (2021). Hybride Lehre – ein Begriff und seine Zukunft für Forschung und Praxis. Impact Free 35. Hamburg. Abgerufen unter https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2021/01/Impact_Free_35.pdf am 05.01.2023.
Tulodziecki, G. (2001). Medienpädagogik in der Lehreraus- und fortbildung. In M.K. Schweer (Hrsg.). Aktuelle Aspekte medienpädagogischer Forschung: interdisziplinäre Beiträge aus Forschung und Praxis. S. 187-205. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Malewski, S., Engelmann, S., Peppel, L. (2021) Erleben, Herausforderungen und zukünftige Lehrszenarien in der Online-Lehre. Eine Mixed-Method-Studie zum Covid-19 Sommersemester 2020 aus Sicht von Lehrenden. MedienPädagogik: Zeitschrift Für Theorie und Praxis der Medienbildung, 40. https://doi.org/10.21240/mpaed/40.x