Personenbezogene Dienstleistungsberufe

Kurzdefinition

Zu den personenbezogenen Dienstleistungsberufen gehören die Tätigkeitsfelder Hauswirtschaft und Ernährung, Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Soziales (vgl. Friese, 2013, 1).

Beschreibung

Die personenbezogenen Dienstleistungsberufe sind als typische Frauenberufe, für die eine spezifische Form der Ausbildung entwickelt wurde, um die Wende zum 20. Jahrhundert entstanden. Im Gegensatz zum dualen System (Verlinkung), welches vorwiegend für die männliche Facharbeiterausbildung im gewerblich-technischen Bereich Anwendung fand, steht das für die personenbezogenen Berufsfelder spezifisch entwickelte Schulberufssystem in Verbindung mit einem geringen Grad an Professionalisierung und einer Geringschätzung haushaltsnaher, pflegerischer und sozialer Tätigkeiten (vgl. Friese, 2013, 1). Die folgende Abbildung zeigt die Nahtstellen zwischen den personenbezogenen Berufsfeldern.

Abb. 1. Nahtstellen zwischen personenbezogenen Berufsfeldern (entnommen Friese, 2017, 18)

Der Status der Semi-Professionalität zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Einerseits wird dieser auf der Ebene der beruflichen Ausbildung aufgrund der mangelnden ordnungsrechtlichen und curricularen Vereinheitlichungen deutlich. Diese Ebene ist zudem durch mangelnde Standardisierung der Ausbildungs- und Tätigkeitsprofile gekennzeichnet. Andererseits wird die Semi-Professionalität auf methodisch-didaktischer Ebene deutlich. Hier entsteht dieser Status durch die Abwesenheit theoretischer und methodisch-didaktischer Formen der Kompetenzentwicklung und Professionalisierung (vgl. Friese, 2013, 1). Kennzeichen der personenbezogenen Dienstleistungen ist, dass sie mit den Kund:innen erbracht werden. Die Kund:innen werden zu Mit-Produzent:innen und Konsument:innen, das bedeutet, dass sie an der Dienstleistung mitwirken sollen. Es handelt sich bei der Dienstleistung um eine immaterielle, nicht „lagerbare“ Tätigkeit. Aufgabe der in personenbezogenen Dienstleistungsberufen Tätigen stellt die personenbezogene Erhebung der Anforderungen der Kund:innen dar (vgl. Bernshausen & Löbler, 2020, 14).

Verwendete Quellen

Bernshausen, G. & Löbler, F. (2020). Innovation personenbezogener Dienstleistungen als Prozess. Exemplarische Fallstudie eines Innovationsprozesses zur Bereicherung der sozialen Assistenz durch Teilhabebegleitung. Wiesbaden: Springer-Verlag.

Friese, M (2013). Standortbestimmung und Zukunftsentwürfe personenbezogener Arbeit. Beschäftigung, Berufliche Bildung, Lehramtsausbildung. In: Kettschau, I./ Stomporowski, S. & Gemballa, K. (Hrsg.). Hochschultage Berufliche Bildung 2013, Fachtagung, bwp@ Spezial 6 11. S. 1-19.

Friese, M. (2017). Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen – aus berufspädagogischer Perspektive. In: Kompetenzzentrum „Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen“ (Hrsg.). Perspektiven für haushaltsnahe Dienstleistungen – Kurzfassung. Expertisen und Stellungnahmen für das Kompetenzzentrum „Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen“. Gießen: Justus-Liebig-Universität.

Weiterführende Literatur

Pahl, J.-P. & Herkner, V. (2010). Handbuch der beruflichen Fachrichtungen. Bielefeld: wbv.

Friese, M. (2019). Personenbezogene Dienstleistungsberufe im Transformationsprozess von Arbeit 4.0. Risiken und Potentiale der Professionalisierung. In: Dobischat, R./ Käpplinger, B./ Molzberger, G. & Münk, D. (Hrsg.): Bildung 2.1 für Arbeit 4.0? Wiesbaden: Springer Verlag, S. 119-139.

Braches-Chyrek, R. & Friese, M. (2023). Care Work in der gesellschaftlichen Transformation. Beschäftigung, Bildung, Fachdidaktik. Bielefeld: wbv.